Herzlich willkommen!
als Kind habe ich die Adventszeit kaum erwarten können. Vor allem das Christkind – diese geheimnisvolle Gestalt, die Geschenke bringt und Licht in die dunklen Tage zaubert – war für mich das größte Wunder. Doch gleichzeitig schwang immer eine andere, ganz eigene Spannung mit: die Angst vor den Klausen. Für Nicht-Allgäuer: Das Klausentreiben ist ein alemannischer Brauch. Dabei ziehen Burschen mit Tiermasken am Vorabend des Nikolaustags lärmend durch die Straßen (siehe S. 42).
Sie waren aus Kindersicht einfach furchterregend: mit ihren Masken, Fellen und Hörnern, die Glocken laut und drohend. Schon Tage vorher spürten wir Geschwister dieses Knistern. Am 5. Dezember stieg die Aufregung ins Unermessliche. Einer von uns versuchte sich fast jedes Jahr zu verstecken – hinterm Vorhang, unterm Sofa; in der Hoffnung, dort sicher zu sein. Doch die Klausen wussten immer, wo Kinder zu finden waren. Einmal haben sie meinen Bruder sogar in den Sack gesteckt und mitgenommen. Für uns war das der pure Schreck, den wir nie vergessen haben.
Heute sehe ich diesen Brauch mit anderen Augen:
Er war wild, manchmal zu heftig – aber er machte die dunkle Jahreszeit unvergesslich. Und genau darum geht es doch: um Rituale, die Erinnerungen schenken und von Generation zu Generation weitergeführt werden.
Mit genau dieser Mischung – ein bisschen Spannung,
viel Wärme und vor allem Freude – haben wir diese
Ausgabe für Sie gestaltet. Sie finden darin Traditionen, Rezepte, kreative Ideen und Geschichten von Menschen, die unsere Heimat so besonders machen.
Ich wünsche Ihnen eine schöne Adventszeit, mit leuchtenden Augenblicken, die im Herzen bleiben.
Herzlichst Ihre Chefredaktion mit dem gesamten Allgäuerin-Team




